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Das verhaltensorientierte Vorstellungsgespräch (Behavioral Interview) ist eine Form des Interviews, die in den USA von immer mehr Arbeitgebern angewandt wird. Dabei liegt die Annahme zugrunde, dass sich die Erwartungen der zukünftigen Leistungen eines Arbeitnehmers aus den Erfolgen in vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit ableiten lassen.
Es wird behauptet, dass die Voraussagen bei einem verhaltensorientierten Interview zu 55% zutreffen, während es bei einem traditionellen Vorstellungsgespräch etwa 10% sind. Ziel ist es also, aus früheren Verhaltensweisen auf die zukünftigen schließen zu können.
Diese Interviewmethode ermöglicht dem Personalverantwortlichen, seine Entscheidungen auf objektivere Fakten zu stützen, als dies bei der traditionellen Mehtode der Fall ist. Da werden ja Fragen gestellt wie z. B. "Tell me about yourself". Man kann dem Interviewer also mehr oder weniger das erzählen, was er hören will. Auch etwas die Tatsachen zu seinen Gunsten zurecht biegen.
Selbst wenn Sie gefragt werden: "How would you deal with xxx situation?" können Sie die Beantwortung noch recht frei auslegen. Wie soll denn der Interviewer wissen, wie Sie wirklich in einer bestimmten Situation reagieren? Anders im verhaltensorientierten Interview. Hier ist es weit schwieriger, Antworten zu geben, die eigentlich nicht zu ihrem persönlichen Charakter passen. Der Interviewer wird nämlich versuchen, der Sache weiter auf den Grund zu gehen, indem er nachhakt und weitere Fragen stellt, wie “What were you thinking at that point?” oder “How did you proceed during the decision making process.” Wenn Sie sich hier in Widersprüche verwickeln, dann ist das Interview so gut wie gelaufen.
Arbeitgeber benutzen die Technik des behavioral interviews, um die Erfahrung und Verhaltensweisen eines Bewerbers zu analysieren, um dessen Potential zum Erfolg zu bestimmen.
Der Interviewer erstellt anhand der Stellenausschreibung ein Anforderungsprofil mit den geforderten Kenntnissen, Erfahrungen und Verhaltensweisen, z. B.:
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Im Interview müssen die Antworten sehr detailliert und präzise sein. Der Bewerber, der dem Interviewer Beispiele zu Situationen geben kann, die zu den Fragen passen, wird wesentlich erfolgreicher sein, als derjenige, der nur allgemeine Aussagen macht.
Am besten ist, man beschreibt die Situation und was man unternommen hat, um die Situation zu beherrschen. Außerdem welche positiven Resultate man erzielt hat. Die Antworten könnte man auch wie eine Geschichte erzählen, aber bitte nicht zu sehr ausschweifen. Folgende Vorgehensweise bei der Beschreibung ist empfehlenswert:
Situation
Due to high work load during the peak season and insufficient automated work processes, the backlog in payments reconciliation was increasing tremendously.
Action
I developed and programmed an automated reconciliation system which compared in-payments with payment advices. I also set-up special training sessions for the responsible accounting clerks.
Result
We have been able to reduce the number of unreconciled transactions within 2 weeks from 3,000 ($40 million) to an average of 150.($2 million). Using the new programm and applicable work procedures, enabled us to eliminate the existing backlog and keep the payments reconciliation permanently up-to-date.
Natürlich ist es aufgrund der unendlich großen Zahl möglicher Fragen sehr schwierig, sich auf ein verhaltensorientiertes Interview vorzubereiten. Am besten legt man sich eine Reihe von kleinen Geschichten zurecht, die man dann bei Bedarf bei der einen oder anderen Frage anwenden kann.
Die Frage, die man sich zunächst selbst stellen muss, lautet: "Welche Gechichten taugen für ein Vorstellungsgespräch?" Graben Sie in Ihrem Gedächtnis. Suchen Sie nach Beispielen aus Praktika, aus Schulprojekten, aus Vereinsarbeit und Hobbys und natürlich aus Ihrem Berufsleben. Außerdem können Sie Beispiele besonderer Leistungen aus Ihrem privaten oder beruflichen Umfeld benutzen. Wenn immer es möglich ist, quantifizieren Sie Ihre Resultate. Zahlen beeindrucken Arbeitgeber.
Die Fragen in einem verhaltensorientierten Interview zielen darauf ab, herauszufinden, wie der Bewerber in kritischen Situationen reagiert. Deshalb ist es wichtig, dass man auch Beispiele mit negativen Erfahrungen parat hat. Aber bitte: Keine Beispiele bei denen man irgendwie baden gegangen ist, sondern solche, wo man das Beste aus der Situation gemacht hat. Noch besser, wenn Sie aus einer negativen Situation ein positives Ergebnis erzielt haben.
Zur Vorbereitung auf ein verhaltensorieniertes Interview hier eine kurze Zusammenfassung:
- Suchen Sie sich sechs bis acht Beispiele aus Ihrer Erfahrung, wo sie gute Leistungen erbracht haben, die für Arbeitgeber normalerweise interessant sind.
- Die Hälfte sollten positive Beispiele sein, also Erfolge oder das Erreichen gesetzter Ziele.
- Die andere Hälfte soll aus Beispielen bestehen, die zunächst schwierig oder negativ begannen, wo Sie aber ein positives Ergebnis oder zumindest das Best mögliche Resultat erreicht haben.
- Sehen Sie zu, dass nicht alle Beispiele aus demselben Bereich Ihres Lebens kommen.
- Die Beispiele sollten möglichst aus der jüngsten Vergangenheit stammen.
Es ist eine gute Idee, direkt vor dem Vorstellungsgespräch noch mal das Resume durchzusehen, um Ihr Gedächtnis aufzufrischen.
Hören Sie während des Interviews aufmerksam zu und bringen Sie die richtigen Beispiele zum richtigen Zeitpunkt.
Wenn Sie einen Job erhalten haben, beginnen Sie damit, Ihre Leistungen und Erfolge aufzuzeichnen, damit Sie gegebenenfalls bei einer späteren Jobsuche im Interview weitere Beispiele zur Verfügung haben.